Donnerstag, 23. Februar 2012

mein virtueller Schrei gegen Deutschlands "Kinderfreundlichkeit"


Der Originalartikel ist vom 19.1o.2o11

Heute bin ich also wieder bei meiner Lieblingspolitikerin, denn ich kann einfach nicht verstehen, wie man sich wundern kann, dass die Deutschen (und besonders die Akademiker) keine Kinder bekommen wollen. Mal als kurze Erinnerung, was die gute Frau Schröder so für eine Meinung hat:

"Oft scheitert das dritte Kind allerdings auch am Alter der Frauen."

Rufen Sie nun dazu auf, mit 20 das erste Kind zu bekommen?

"Jedenfalls brauchen wir eine Debatte darüber und sollten Frauen ermutigen, früher diesen Schritt zu wagen, durchaus auch während des Studiums. Vatis Ansage „Mach erst deine Ausbildung fertig“ an die Töchter und Söhne gehört auf den Prüfstand."
Quelle: Focus.de (Interview mit Kristina Schöder, 16.05.2011)

So, die Dame will also die Geburtenrate nach oben treiben, komme, was da wolle - dass das so aber nicht funktioniert, scheint sie nicht zu sehen. Es ist ja schoen und gut, dass Akademiker Kinder in die Welt setzen sollen und dies auch schon während des Studiums geschehen darf, aber dann muss auch dafür gesorgt werden, dass die Studenten dabei dann unterstützt werden.

Ich habe das große Glück an einer "familienfreundlichen" Universität zu studieren (angeblich die familienfreundlichste in Deutschland!), ha ha... Was wirklich familienfreundlich daran sein soll, weisß ich noch nicht so  ganz, es könnte die Tatsache sein, dass es 2 Wickelmöglichkeiten gibt (dieses Jahr sind es übrigens etwa 24.000 Studenten und 4000 Mitarbeiter!) und es auch Kinderbetreuungsmöglichgkeiten gibt - die aber scheinbar eher fuer die Kinder der Mitarbeiter gedacht sind, als für die der Studenten. Wenn ich aber ein Familienapartment im Studentenheim will, kann das schon nichts werden, wenn man sich Jahre vorher dafür anmelden müsste... Aber nun gut, hätte ich das genauer durchdacht, wäre ich nun wohl noch keine Mama, aber zurück zu Kristina: Wenn die Studentinnen nun früher Kinder bekommen, was dann? Na was wohl? Dann ist die Quote ja erreicht und alles ist gut. Denn wie man dann das Studium in der Schwangerschaft hinbekommt und wie es danach, gerade auch finanziell weiter geht, ist dann ja nicht mehr ihre Sache. 

Als “hochemanzipierte Frau” schafft man das alles aber auch locker mit Kind. Das Balg muss sich dann einfach nur der mütterlichen Karriere unterordnen – also Schluss mit den “verkrampften Debatten” und finanziell sollte das auch gar kein Problem sein, denn der Staat steckt ja so viel in die Bildung und in seine Kinder (hier könnt ihr euch mein lautes, verbittertes Lachen dazu denken ).

Bevor der kleine Mann da war, hab ich studiert und nebenbei gearbeitet, um mich zu finanzieren (und ich hab mehr gearbeitet, als für meine Noten gut war), aber anders ging es einfach nicht, denn Bafög wurde abgelehnt. Nun habe ich also einen kleinen Sohn und gehe nicht mehr arbeiten, was bedeutet, dass wir schonmal sageundschreibe 184€ im Monat zur Verfügung haben (nach Abzug der Miete sind das dann -166€. ha ha). Als Studentin stehe ich dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, also habe ich auch kein Recht auf ALG oder Harz4. Soweit also schonmal so gut bzw. so schlecht. Aber das geht ja auch einfach noch weiter. Im August bin ich 25 geworden (dazu sollte man vielleicht sagen, dass ich in der Regelstudienzeit studiere und ich nach dem Abitur ein Jahr im Ausland verbracht habe), deswegen fällt das Kindergeld für mich weg und ich muss mich selber krankenversichern - für das Budget heißt das: minus (184€ Kindergeld + 76€ Krankenversicherung) = ein weiteres Minus von 260€. Schlimm daran finde ich, dass ein normaler Student es nicht bis zu einem Masterabschluss bringen kann, ohne diese krassen Extrakosten zu haben, das erleichtert die Entscheidung für ein Kind dann natürlich ueberhaupt gar nicht. 

Aus dieser kleinen Zusammenfassung kann man also erkennen, dass das ganze so schonmal echt schwierig ist. Möglich wäre das sicherlich, wenn ich einen reichen arabischen Ölscheich geheiratet hätte - dann müsste ich das hier aber auch alles nicht schreiben... 
In meiner persönlichen Geschichte sind wir da aber nun auch irgendwie bei dem nächsten Problem. Der Papa von meinem kleinen Schatz ist kein Deutscher, er ist Brite - also EU-Staatsbürger, dumme Sache. Er ist als Soldat nach Deutschland gekommen, war nun vier Jahre hier, spricht aber, weil er auf einem britischen Stützpunkt gelebt hat so gut wie gar kein Deutsch. Bis letzten Monat haben wir eine Wochenendbeziehung geführt, nun hat er aber gekündigt, weil wir uns dafür entschieden haben, dass ein halbes Jahr Afghanistan nichts für uns ist. Also, Deutschland braucht Kinder, wir wollen gerne hier bleiben, gute Sache; muss der Kerl nur noch Deutsch lernen... Und da sind wir nun bei unserem nächsten Problem... Bis er das kann, kann er nicht arbeiten, so lange er nicht arbeitet, bekommt er aber auch keinen müden Cent. Aber warum eigentlich nicht?! Der deutsche Staat hat in seinen Gesetzen festgelegt, dass ein EU-Bürger nur hier sein darf, wenn er sich selber versorgen kann. Wenn er das also nicht kann, muss er zurück in seine Heimat und dann muss sein Kind eben ohne Vater aufwachsen (das ist ein Zitat), so einfach ist das. Und was fällt mir dazu ein? Ich finde es ekelhaft. 
(Ich merke hier einfach nur mal nebenbei an, dass mir zu Ohren gekommen ist, dass das KEIN Einzelfall ist!)

Hmm, das muss dann nun wohl die Definition für "Kinderfreundlichkeit" sein, denn Frau Schröder denkt ja durchaus, dass genug getan wird:
"Die Politik darf sich nicht überschätzen. Es ist eine sehr private und individuelle Entscheidung, ein Kind in die Welt zu setzen. Es gibt nicht die eine Maßnahme, die den Kindersegen bringt. Für mich steht im Vordergrund, die Vereinbarkeit zwischen Job und Familie zu vereinfachen. Das heißt zum einen, allen Unkenrufen zum Trotz an besseren Betreuungsmöglichkeiten für Kinder festzuhalten." 

Schade nur, wenn dann ja noch gar kein Job in Aussicht ist, weil eigentlich noch das Studium im Vordergrund steht und wenn der Papa dann auch noch nichts machen kann, weil von den 184€ Kindergeld nicht auch noch ein Sprachkurs bezahlt werden kann... 

Kommen wir nun also zu einem weiteren - immer gern genannten - politischen Thema: die EU.
Griechenland bekommt eine Milliardenhilfe, aber mein Freund darf nicht bei seinem Sohn bleiben, weil er nicht für seine Familie sorgen kann ohne einen Deutschkurs zu machen, weil er ohne die deutsche Sprache auch nicht wirklich Aussicht auf einen Arbeitsplatz hat. Von dem Geld, was in europäische Länder gesteckt wird (scheinbar ohne da so viel zu verändern wohlgemerkt... ) könnte ich jedem Griechen einen Volkshochschulkurs zum Deutsch lernen bezahlen - dann hätten wir hier auch weniger Facharbeitermangel und könnten auch noch immer in Griechenland Urlaub machen. Schön. 
So und weil ich mich gerade in Fahrt geschrieben habe, EU-freundlich ist Deutschland schonmal auch gar nicht. Die Politiker sind lediglich daran interessiert wieder gewählt zu werden. Wenn der Euro stark bleibt, dann ist die Wirtschaft hier in Deutschland auch nicht so schlecht und dann haben die Politiker was zum lächeln. Also werden EU-Bürger hier auch schonmal gar nicht unterstützt, dafür aber alle anderen, zumindest, wenn es um Sprachkurse geht - Iraner und Türken und Chinesen und sonst so alle bekommen sowas nämlich durchaus bezahlt - die sind ja aber auch einfach nicht in der EU. Nun könnte ich daraus den Schluss ziehen, dass nur knapp 25% der Deutschen für einen EU-Beitritt der Türkei sind, weil sie es gut finden, dass die hier kostenlos lernen dürfen, aber ich denke, der Zusammenhang ist da nicht allen so klar und deswegen wahrscheinlich auch nicht der Grund dafür, dass die Deutschen die Türkei so sehen - schön ist die Idee trotzdem, ha ha. 

So und weil ich nun gegen sooooo viele Sachen gewettert habe, kommt zu guter letzt noch ein schönes Thema: Das einzige, was man machen könnte, wenn man mit einem ausländischen EU-Bürger ein Kind hat und nicht will, dass dieser aus Deutschland raus muss, ist: *tatatataaaaaa* der "heilige Bund der Ehe". Mal davon abgesehen, dass heiraten teuer ist, finde ich nicht unbedingt, dass man das tun sollte, weil die Ehe andere Liebende boykottiert. Klar, wir haben hier die sogenannte "Homo-Ehe" und wenn man sich nicht damit beschäftigt, mag man denken, dass Homosexuelle gleichberechtigt seien. Wenn man sich aber mal die Mühe macht und vergleicht, dann kann man sehen, dass die "Homo-Ehe" gar keine Ehe im eigentlichen Sinne ist, sondern lediglich eine "Lebenspartnerschaft". In dieser hat man aber keinesfalls die gleichen Rechten wie in einer Ehe. Artikel 6, Absatz 1 des Grundgesetzes geht sogar noch weiter: "Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung." und das heute, wo doch vor dem Gesetz angeblich alle gleich seien... Meiner Meinung nach ist das etwas, was man nicht unterstuetzen sollte, aber nun gut. Ich wünsche mir einfach fuer die Zukunft, dass auch da noch mehr gemacht wird und ein homosexuelles Paar in Zukunft beispielsweise auch zusammen ein Kind adoptieren darf. 

Also mein heutiges "Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh" gilt der Politik, mal ehrlich, hier in Deutschland läuft doch wirklich Einiges falsch oder sehe nur ich das so?!






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